Der Braunschweiger Reisebürokaufmann Walter Kahn war sich der kulturellen Bedeutung sowie der geistig-seelischen Kraft der Märchen längst bewusst, als er im Jahre 1985 eine Stiftung zur Pflege und Erforschung des europäischen Märchen- und Sagengutes ins Leben rief.
Schon als kleiner Junge war seine Liebe zum Märchen geweckt worden. Walter Kahn entstammte einer kinderreichen Familie. Als siebtes Kind eines Schuhmachermeisters wurde er 1911 in Braunlage geboren. Nicht selten erzählte der Vater, während er seinem Handwerk nachging, dem auf der Schusterpritsche sitzenden Buben allerlei Märchen von Feen, Hexen und Zauberern. Dieser angenehmen Erfahrung erinnerte er sich vor allem auch als Soldat in Russland, wo er seinen Kindern sowie seiner Frau Tilla auf Packpapier geschriebene Märchen aus dem Infanteriebunker in die Heimat sandte.
Nach dem Krieg gründete er zusammen mit drei Kollegen eine Reisegesellschaft.
Zudem engagierte er sich als Initiator und Gründungsmitglied des Studienkreises für Tourismus. Seit 1969 zog er sich aus dem aktiven Geschäftsleben zurück. Es folgten lange Aufenthalte in Namibia und Kanada. Mit seiner Stiftung erhielt er 1998 den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur e.V. Volkach, zu deren ordentlichen Mitglied er 1999 ernannt wurde. Seit 1. April 2002 befindet sich auch die Geschäftsstelle der Stiftung im fränkischen Volkach.
Walter Kahn starb am 14. Mai 2009 in Bad Bayersoien.