Lutz-Röhrich-Preis 2016 für Ute Hager, Gesonderter Förderpreis für Florian Schütz

Pressenotiz, September 2016

Der Lutz-Röhrich-Preis geht 2016 an Ute Hager (Universität Passau) für ihre Masterarbeit 2015 mit dem Titel „Mein Haus ist draußen im dunklen Wald. Eine literaturgeographische Betrachtung der Wälder und Bäume in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm.“
Seit jeher war der Wald – einschließlich einzelner Bäume – im Märchen ein Ort, in dem Verborgenes geschieht. Er ist ein Raum gleichermaßen des Grauens und der Gefahr wie auch wesentlicher Begegnungen, Bereicherungen und Wandlungen. Nach hinführenden Details zur Erfolgsgeschichte der Kinder- und Hausmärchen wendet sich die Verfasserin – und das macht das Besondere ihrer Masterarbeit aus – einer literaturgeographischen Betrachtung zu, indem sie an etwa sechzig Wald- und vierzig Baummärchen der KHM mit detaillierten Kategorien seltsame Waldbewohner, verschiedenste Ereignisse und Verhaltensweisen analysiert. Ihr neuer Ansatz liegt als ‚spatial turn‘ in den Kulturwissenschaften: Er stellt einen Paradigmenwechsel in den Kultur- und Sozialwissenschaften dar und behandelt in dieser Arbeit explizit den literarisch – geographischen Raum als kulturelle Größe, die über die realen Erscheinungen hinaus auch Ergebnisse sozialer Beziehungen thematisiert. Die theoretisch gut reflektierte Studie verrät Mut zu einem neuen Ansatz im Rahmen einer interdisziplinären Betrachtungsweise, die von spezifischen Gestalten und Wirkungen erzählt und damit einen interessanten Perspektivenwechsel ermöglicht.

Den Gesonderten Förderpreis erhält Florian Schütz (Universität Jena) für seine Masterarbeit 2014 mit dem Thema: „Zauberfüchse zwischen Bits und Bytes. Wie viel narratives Erbe steckt in Videospielen?“
Vermutlich macht sich kaum ein Nutzer von Videospielen Gedanken über den kulturellen Hintergrund der virtuellen Figuren. Auf der anderen Seite beäugt die traditionelle Erzählforschung dieses neue Terrain eher skeptisch. Diese beiden Enden bringt nun Florian Schütz in seiner Masterarbeit mit dem Thema: „Zauberfüchse zwischen Bits und Bytes. Wie viel narratives Erbe steckt in Videospielen?“ zusammen. Auf überzeugende Weise stellt er dar, was den singulären neunschwänzigen Fuchs aus einem Tiermärchen der Brüder Grimm mit seinen zahlreichen fernöstlichen Artgenossen verbindet, wofür der junge Volkskundler in diesem Jahr mit dem Gesonderten Förderpreis der Märchen-Stiftung Walter Kahn ausgezeichnet wird.

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