Sonderbriefmarke der Serie Europa „Märchen, Mythen und Sagen“

Jedes Jahr gibt das Bundesfinanzministerium ca. 50 Sonderbriefmarken heraus. Die Auswahl der Briefmarken des sogenannten Programmbeirats erfolgt auf der Grundlage von Vorschlägen, die von BürgerInnen und Institutionen eingereicht werden.
Außerplanmäßig erreichte die Märchen-Stiftung im Januar 2021 eine Anfrage aus dem zuständigen Ministerium, an diesem Projekt mitzuwirken. Das Thema der Serie Europa lautete „Märchen, Mythen und Sagen“. Die Stiftung wurde daraufhin um einen Ausschreibungstext und um Überprüfung des ausgewählten Markenentwurfes gebeten. Im Mai 2022 erschien nun die u.a. Briefmarke dieser Serie. Im Auftrag der Stiftung schrieb Frau Prof. Kristin Wardetzky neben dem Ausschreibungstext auch den folgenden Beitrag für die Veröffentlichung:

Anmerkung zum Markenentwurf „Drachenkampf“
Das Motiv des Drachenkampfes – eine überaus glückliche Wahl, um das Verbindende zwischen Mythen, Märchen und Sagen zu repräsentieren! Bereits im antiken Mythos begegnet uns der Drachenkämpfer (z. B. Herakles), ebenso in den Märchen aus aller Welt oder in der Nibelungensage. Es ist ein gattungsübergreifendes, ubiquitäres Motiv, weltweit seit Jahrhunderten überliefert.
Der Drache ist in diesen Quellen ein Fabelwesen. Er kann Naturgewalten ebenso symbolisieren wie zerstörerische Machtpotentaten. Vielfach steht er für ‚das Böse‘ schlechthin. Der Kampf gegen ihn erfordert nicht nur Körperkräfte, sondern vor allem auch Klugheit, gepaart mit Mut, Einfallsreichtum und dem Bestreben, die Welt zu retten.
Mitunter verbirgt sich in der grausigen Gestalt ein verzauberter Jüngling, der von einem unerschrockenen Mädchen erlöst wird. Hier wird aus der Drohgestalt der Geliebte.
Das Verniedlichen des Drachen in der modernen Kinderliteratur und damit seine Entdämonisierung ist den alten Geschichten gänzlich fremd. Die Mythen, Märchen und Sagen feiern im Sieg über den Drachen die Überwindung von Angst und Schrecken; sie appellieren an die Furchtlosigkeit und den Willen des Menschen, sich dem Schicksal entgegenzustemmen, humane Werte und die Natur zu retten.
So erhält die bildhafte Gestaltung dieses zentralen Motivs in Mythen, Märchen und Sagen heute – angesichts globaler Bedrohungsszenarien (Hungersnöte, Fluten, Feuer, Kriege) – eine geradezu beklemmende Aktualität.

Es war uns eine große Freude, dass die Stiftung als kompetenter Ansprechpartner vom Ministerium auserwählt wurde und wir einen Beitrag leisten konnten.

Die Marke ist seit Mai 2022 erhältlich.


Gestaltung des Postwertzeichens: © Professor Henning Wagenbreth, Berlin